Die meisten Menschen, die ich kenne, werden morgens lieber mit Musik als mit den nervigen elektronischen Tönen von einfachen Weckern geweckt.
Besonders eindrucksvoll ist das zu beobachten, wenn ich morgens versuche meine Tochter aus dem Bett zu bekommen damit sie noch pünktlich zur Schule kommt. Wenn sie langsam mit Musik geweckt wird, gestaltet sich nicht nur der gesamte Prozess bis sie aus der Tür ist deutlich einfacher – sie scheint auch mit mehr Schwung und Energie aus dem Haus zu gehen.
Was hat das jetzt mit Scrum zu tun? Nun, in einigen unserer Teams gibt es manchmal einen ähnlichen Effekt, und zwar wenn es um das Daily-Scrum geht. Die haben ihr Stand-up Meeting morgens. Da wir aber flexible Arbeitszeiten haben, ist es so, dass einige der Kollegen bereits deutlich früher zur Arbeit kommen, während andere erst kurz vor dem Stand-up erscheinen.
Dies führt dazu, dass einige Teammitglieder vor dem Daily-Scrum bereits mit ihrer Arbeit begonnen haben und in ihre Aufgaben, gerne auch mit anderen im Pair-Programming, vertieft sind. Dabei verliert man schnell die Uhr aus dem Auge, so dass sie vom Scrum Master oder anderen Teammitgliedern zum Stand-up “geweckt” werden müssen. Das kann auch mal das gesamte Team betreffen.
Im Idealfall sollte ein Scrum Team zwar von selbst und ohne Aufforderung durch den Scrum Master zum Stand-up erscheinen. In der Realität kommt es meiner Erfahrung nach immer wieder vor, dass ein Team dabei ist, den Termin aus den Augen zu verlieren, etwa weil “Prozess-Treiber” nicht da sind oder alle schon zu sehr in ihre Arbeit vertieft sind.
Um das “STAND-UP!”-Gerufe am morgen zu vermeiden, bin ich irgendwann mal auf die Idee gekommen, ein bis zwei Minuten vor dem Daily-Scrum einfach mal die Aktivlautsprecher an meinem Arbeitsplatz-PC einzuschalten, den Lautstärkeregler ordentlich aufzudrehen und dann “Get up Stand Up” vom Altmeister Bob Marley zu spielen, auch wenn der Song eigentlich nur vom Titel zum Stand-up passt (aber das ist eine andere Diskussion). Der Effekt war ähnlich wie bei meiner Tochter. Zunächst blickten alle erst mal verwundert auf und einige Momente später hatten sie die Verbindung zwischen der Musik und dem Daily-Scrum hergestellt und kamen zum Stand-up. Irgendwann habe ich damit angefangen das von Zeit zu Zeit zu wiederholen, auch wenn die Teammitglieder schon alle das Stand-up auf dem Zettel hatten. Die Kollegen versammeln sich mit Musik deutlich beschwingter zum Daily-Scrum, ähnlich wie meine Tochter nach dem Wecken mit Musik beschwingter und besser gelaunt beim Frühstück erscheint.
Die Idee, Teams mit Hilfe der Musik zusammenzutrommeln, hatten auch schon andere. Jason Yip beschreibt auf martinfowler.com wie ein gutes Stand-up Meeting aussehen könnte. Musik als Opener spielt in dem beschriebenen Szenario eine wichtige Rolle.
Nach Yip soll ein gutes Stand-up Meeting und damit ein Daily-Scrum den GIFTS-Kriterien entsprechen. GIFTS steht dabei für Good Start, Improvement, Focus, Team und Status. Sind die Kriterien erfüllt, so sind im Stand-up, oder in unserem Fall im Daily-Scrum, tatsächlich viele schöne Gaben (engl. gifts) für das Team enthalten. Wir werden in einem späteren Blog- Beitrag noch mal zu den GIFTS-Kriterien zurückkehren. Für diesen Beitrag ist zunächst nur „good start“ interessant. Gerade die Musik und das lockere Zusammentrommeln für das Stand-Up sollen helfen, den Start in den (Entwicklungs-) Tag angenehm, gut und energiereich zu gestalten . Genau dabei hilft den Scrum Teams und meiner Tochter die Musik.
Natürlich wird es irgendwann langweilig immer nur die gleiche Musik zu spielen. Man kann entweder andere für das Team angenehme Stücke oder auch Cover-Versionen des Bob Marley Songs heraussuchen. Bei einer einfachen Suche auf YouTube hatte ich die folgenden Version gefunden:
- Eric Clapton, Roger Waters & Nick Mason – Get Up Stand Up
- Fonta – Get Up Stand Up
- John Butler – Get Up Stand Up Toy Session
- POD – Get up, stand up
- Red Hot Chili Peppers – Get Up, Stand Up
- Ben Harper, Oppression – Get Up Stand Up Live
- Get up stand up Exodus – Tribute to Santana
- Bruce Springsteen, Peter Gabriel, Sting, Tracy Chapman, Youssou N’Dour – Get Up Stand Up
- The Rolling Stones – Get Up Stand Up (live Bob MarleyPeter Tosh cover)
Ich kann nur empfehlen, den Stand-up-Call mal mit Musik zu versuchen (wenn es die Gegebenheiten zulassen). Ich bin gespannt von den Erfahrungen anderer zu hören und/oder weitere Song-Vorschläge zu bekommen.
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lol “..und einige Momente später hatten sie die Verbindung zwischen der Musik und dem Daily-Scrum hergestellt” 😉 Das erinnert mich an eine Folge des Fliegenden Circus von Monty Python wo ein tödlicher Witz entwickelt worden ist – nur das dieser bei bestimmten Armeen lange brauchte um seine Wirkung zu entfalten.