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Sprint Reviews in der Produktentwicklung

Sind Sie unzufrieden mit dem Ablauf Ihrer Sprint Review Meetings? Suchen Sie nach Verbesserungen? Dann lesen Sie weiter, wie wir bei CoreMedia Sprint Reviews gestalten, und probieren Sie die Ideen in Ihrem Team aus!

In den fast 10 Jahren, in denen wir Scrum in der Produktentwicklung einsetzen, haben wir mit zunehmenden agilen Reifegrad (siehe dazu auch (2)) unserer Organisation immer wieder das Format des Sprint Reviews angepasst. Unser, im folgenden beschriebenes Format weicht an vielen Stellen von dem im Scrum Guide beschriebenen Vorgehen für das Review ab, ohne die Werte und Prinzipien von Scrum außer Acht zu lassen.

Wer nimmt an unserem Sprint Review teil?

Wir sind ein Produkthersteller, dessen Software in klassischen Releases daherkommt. Zur Zeit haben wir 6 Entwicklerteams, die gemeinsam am Produkt arbeiten. Kontakt zu Kunden gibt es auf diversen Ebenen direkt oder indirekt durch verschiedene Mitarbeiter. Die Arbeit eines Teams hat dadurch an vielen Stellen einen Einfluss auf andere Teile der Firma und umgekehrt. Damit ist (fast) jeder CoreMedia-Mitarbeiter ein potentieller Stakeholder. Konsequenterweise laden die Teams deshalb auch alle Kollegen zu ihren Review Meetings ein.

Natürlich können nicht immer alle Mitarbeiter kommen. Um den Kollegen die Entscheidung für oder gegen einen Besuch des Reviews zu erleichtern, werden die Themen des Reviews in einer Einladungsmail durch die Teams angekündigt.
Um Kollegen, die nicht in unserer Hamburger Zentrale arbeiten oder dienstlich unterwegs sind, die Teilnahme zu ermöglichen, nutzen wir für die Reviews auch immer ein Videokonferenzsystem. Da einige Kollegen kein Deutsch können, wird nur Englisch gesprochen.

Um sicherzustellen, dass sich die Teams gegenseitig in ihren Review Meetings besuchen können, haben wir die Regel, dass es keine parallelen Review Meetings geben darf. Das geht bei unseren sechs Entwicklungsteams gerade noch.

Was wird gezeigt?

Die Teams zeigen im laufenden System neben den fertigen auch unfertige Stories, berichten über ihre Erfahrungen und Learnings aus dem Vorgehen oder stellen technische Konzepte für zukünftige Stories zu Diskussion.
Das auch unfertige Sachen gezeigt werden können, scheint auf den ersten Blick überhaupt nicht Scrum zu entsprechen. Schließlich soll ein Sprint ja immer ein potentiell nützliche Version des Produktes liefern (1). Ganz grundlegend für Scrum sind aber Überprüfung, Anpassung und Transparenz. Und der Scrum-Guide sieht das Sprint Review als formales Ereignis zur Überprüfung und Anpassung vor. Wenn ein Team während des Sprints feststellt, dass es zur Fertigstellung einer Story noch mehr Feedback braucht und dieses nicht vor Sprintende anders bekommen kann, dann spricht nichts dagegen, das Review dafür zu nutzen. Weiterhin kann das Team auch die Diversität der Review-Besucher (potentiell alle Mitarbeiter!) nutzen, um noch andere Sichten auf Stories zu beleuchten.

Wichtig ist vor allem, dass das Feedback der Teilnehmer zum Sprint Review festgehalten wird.

Was machen wir mit dem Feedback?

Das Feedback wird an einem Flipchart festgehalten. Das muss keinen bestimmten formalen Regeln entsprechen. Ich versuche aber diese immer auch ein wenig ansprechender zu gestalten.

Von dem Flipchart machen wir ein Foto und hängen das in unser Firmen-Wiki auf eine Seite, die alle Themen des Review Meetings auflistet. So können wir später gut nachvollziehen, wann Feedback zu bestimmten Themen gekommen ist.

Die Auswertung des Feedbacks wird in den Teams unterschiedlich gehandhabt. Zum Teil wird es als Einstimmung am Anfang der Retro durchgegangen und Maßnahmen abgeleitet (neue Stories, Änderungen am Backlog usw.). Andere Teams nehmen das Feedback mit in die Sprintplanung oder laden die Feedbackgeber zu einer eigens anberaumten vertiefenden Diskussions-Session ein.

Wichtig ist, dass das Team im nächsten Review Meeting darlegt, was es aus dem Feedback gemacht hat.

Wer zeigt was?

Jeder im Team kann etwas präsentieren. In der Regel zeigen die einzelnen Teammitglieder die Stories, an denen sie mitgearbeitet haben. Der Product Owner beschreibt den Kontext, erläutert das Sprint-Ziel und gibt am Ende des Reviews einen Ausblick auf die kommenden Sprints.

Wie lange dauert so ein Review Meeting?

Wir haben wir die Länge der Reviews bewusst auf 30 Minuten beschränkt. In der Regel reicht das, um sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Wenn mal nicht alles gezeigt werden kann, dann kann das entweder im nächsten Review Meeting nachgeholt werden, oder es gibt einen Extra-Termin zu bestimmten, speziellen Themen.

Was halten Sie von dem Vorgehen? Haben Sie noch Fragen? Oder Anregungen, was wir verbessern können? Dann schreiben Sie uns das bitte in die Kommentare.

Literatur

(1) Scrum Guide, https://www.scrumguides.org/docs/scrumguide/v2017/2017-Scrum-Guide-German.pdf

(2) Andresen, Judith: Agiles Coaching*

(3) Agile Product Management with Scrum*

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